Verfasst: Freitag 12. September 2003, 14:23
Johnny Cash
Sun Records. Eigentlich sind bei diesem Begriff in musikgeschichtlicher Hinsicht nur zwei Assoziationen zugelassen: Elvis und Johnny Cash. Während The Pelvis zum Rock'n'Roll-Idol mutierte, seinem Reichtum am Ende aber erlag, überstand Cash seine zahlreichen Eskapaden und gilt heute zurecht als King of Country Music.
Da klingt es nahezu unglaublich, dass Sun-Chef Sam Phillips den jungen Johnny 1955 abweist, da dieser sich als Gospelsänger vorstellt. Zu unkommerziell. Dann schleppt Cash "Hey Porter" an und Phillips ist begeistert. Es wird die B-Seite seiner ersten Sun-Single "Cry Cry Cry", die prompt die Country-Charts erklimmt.
Der 1932 geborene Cash klingt nicht nach Nashville, und obwohl seine Karriere mit der Geburt des Rock'n'Roll zusammen fällt, passt auch diese Kategorie nicht. Obgleich seine rebellische Haltung und die einfach gehaltenen, aber inhaltsschweren Kompositionsmuster den Attitüden ähneln.
Schließlich wird Johnny 1957 die Ehre zuteil, als erster Sun-Artist eine LP zu veröffentlichen: "Johnny Cash With His Hot And Blue Guitar". Zu dieser Zeit ist auch der ehemalige Lastwagenfahrer Elvis bereits ein kleiner Star. Eine June Carter singt zu der Zeit bereits in seiner Band und lernt durch Elvis, der Johnny vergöttert, ihren zukünftigen Ehemann kennen.
Jener zerstreitet sich mit Sun wegen eines geplanten Gospelalbums, woraufhin Cash fortan die Firma Columbia mit diversen Hits erfreut. Anfang der 60er beginnt seine neunjährige Alkohol- und Drogenkarriere: Um über 300 Auftritten im Jahr körperlich Herr zu werden, schluckt Johnny Amphetamine wie andere Leute Traubenzucker. Auch Likör ist immer schnell zur Hand. 1963 verlässt er seine Familie und zieht nach New York, um dort mit dem Gesetz Schwierigkeiten zu bekommen.
Er schmuggelt Pillen in seinem Gitarrenkoffer über die mexikanische Grenze und legt im Rausch ein mittelgroßes Feuer, was einen stattlichen Waldbrand zur Folge hat. Erst mit dem Entdecken der Bibel und der Hochzeit mit June Carter, die mit ihm den Welthit "Ring of Fire" schreibt, kommt Cash wieder auf die rechte Bahn.
Wieder obenauf beginnt Ende der 60er Jahre die erfolgreichste Phase seiner Karriere. 1968 tritt er live im Gefängnis von Folsom auf; der Mitschnitt wird zu seinem populärsten Album, ein Zuspruch, den er im folgenden Jahr mit "Live at Saint Quentin" bestätigen kann (beide Platten sind Ende 2000 in restaurierter Fassung mit bisher unveröffentlichtem Material neu aufgelegt worden). Für die Liner-Notes zu Bob Dylans "Nashville Skyline" erhält er zudem ein Grammy.
In den 70ern mastert er auf ABC seine eigene Fernsehshow, tritt im Weißen Haus für Präsident Richard Nixon auf und veröffentlicht seine Autobiographie, die zum Bestseller wird. Doch sein Stern sinkt rapide - zu rockig und rebellisch für die Nashville-Welt, zu country-lastig für die Rock-Szene, fällt er in die Schublade der alternden Stars, die mit ihren betuchten Hits durch die Welt ziehen und ab und zu eine qualitativ hochwertige, vom Publikum weitgehend ignorierte Aufnahme veröffentlichen.
In den 80ern ist er auf U2s "Rattle and Hum" zu hören und nimmt einige Lieder aus Bruce Springsteens "Nebraska" auf, doch ist es erst in den neunziger Jahren, dass man wieder auf ihn aufmerksam wird, als Rock- und Hip Hop-Produzent Rick Rubin sich seiner annimmt und ihn von unnötigem Country-Ballast befreit. Das Ergebnis, "American Recordings" (1994) ist ein akustisches Meisterwerk, teils aus eigenem Material, teils aus gelungenen Coverversionen bestehend. Eine Formel, die das Duo 1996 nach einem Auftritt Cashs als Headliner beim Gladstonbury Festival mit "Unchained" fortsetzt. Im Sommer 2000 erscheint die 3CD-Retrospektive "Love God Murder"; der Sänger, 1997 an der Parkinsonfschen Krankheit erkrankt, schafft es auch, den dritten Teil der Trilogie mit Rick Rubin abzuschließen, der im Oktober 2000 mit dem Titel "American III: Solitary Man" erscheint und so etwas wie sein Vermächtnis darstellt.
Pünktlich zu seinem 70. Geburstag am 26. Februar 2002 erscheint dann eine Cash-Biographie von Franz Dobler über "die seltsame und schöne Welt der Country-Musik". Selbiger hat auch das Tribut-Album zusammengestellt, auf dem deutsche Indie-Bands der Legende ihre Verehrung aussprechen. In den USA erscheinen ebenfalls zwei Tribut-Alben, außerdem sind die Planungen für eine Lebensverflimung endlich im Gange. Einen schweren Schicksalsschlag erleidet der Country-Sänger im Jahr 2003: Am Abend des 15. Mai verstirbt Johnnys Ehefrau June Carter Cash im Alter von 73 Jahren im Baptist Hospital in Nashville an den Folgen einer Herzklappen-Operation.
Dennoch berichten Freunde des Musikers, dass Cash durchaus gewillt ist, mit Rubin ein weiteres Albumprojekt anzugehen. Im August muss er aufgrund seines Diabetes-Leidens jedoch wieder ins Krankenhaus in Nashville. Zwei Tage nach seiner Entlassung stirbt Cash am 12. September 2003 an den Folgen der Krankheit. Er wurde 71 Jahre alt.
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aus:
http://www.laut.de/wortlaut/artists/c/c ... /index.htm
Sun Records. Eigentlich sind bei diesem Begriff in musikgeschichtlicher Hinsicht nur zwei Assoziationen zugelassen: Elvis und Johnny Cash. Während The Pelvis zum Rock'n'Roll-Idol mutierte, seinem Reichtum am Ende aber erlag, überstand Cash seine zahlreichen Eskapaden und gilt heute zurecht als King of Country Music.
Da klingt es nahezu unglaublich, dass Sun-Chef Sam Phillips den jungen Johnny 1955 abweist, da dieser sich als Gospelsänger vorstellt. Zu unkommerziell. Dann schleppt Cash "Hey Porter" an und Phillips ist begeistert. Es wird die B-Seite seiner ersten Sun-Single "Cry Cry Cry", die prompt die Country-Charts erklimmt.
Der 1932 geborene Cash klingt nicht nach Nashville, und obwohl seine Karriere mit der Geburt des Rock'n'Roll zusammen fällt, passt auch diese Kategorie nicht. Obgleich seine rebellische Haltung und die einfach gehaltenen, aber inhaltsschweren Kompositionsmuster den Attitüden ähneln.
Schließlich wird Johnny 1957 die Ehre zuteil, als erster Sun-Artist eine LP zu veröffentlichen: "Johnny Cash With His Hot And Blue Guitar". Zu dieser Zeit ist auch der ehemalige Lastwagenfahrer Elvis bereits ein kleiner Star. Eine June Carter singt zu der Zeit bereits in seiner Band und lernt durch Elvis, der Johnny vergöttert, ihren zukünftigen Ehemann kennen.
Jener zerstreitet sich mit Sun wegen eines geplanten Gospelalbums, woraufhin Cash fortan die Firma Columbia mit diversen Hits erfreut. Anfang der 60er beginnt seine neunjährige Alkohol- und Drogenkarriere: Um über 300 Auftritten im Jahr körperlich Herr zu werden, schluckt Johnny Amphetamine wie andere Leute Traubenzucker. Auch Likör ist immer schnell zur Hand. 1963 verlässt er seine Familie und zieht nach New York, um dort mit dem Gesetz Schwierigkeiten zu bekommen.
Er schmuggelt Pillen in seinem Gitarrenkoffer über die mexikanische Grenze und legt im Rausch ein mittelgroßes Feuer, was einen stattlichen Waldbrand zur Folge hat. Erst mit dem Entdecken der Bibel und der Hochzeit mit June Carter, die mit ihm den Welthit "Ring of Fire" schreibt, kommt Cash wieder auf die rechte Bahn.
Wieder obenauf beginnt Ende der 60er Jahre die erfolgreichste Phase seiner Karriere. 1968 tritt er live im Gefängnis von Folsom auf; der Mitschnitt wird zu seinem populärsten Album, ein Zuspruch, den er im folgenden Jahr mit "Live at Saint Quentin" bestätigen kann (beide Platten sind Ende 2000 in restaurierter Fassung mit bisher unveröffentlichtem Material neu aufgelegt worden). Für die Liner-Notes zu Bob Dylans "Nashville Skyline" erhält er zudem ein Grammy.
In den 70ern mastert er auf ABC seine eigene Fernsehshow, tritt im Weißen Haus für Präsident Richard Nixon auf und veröffentlicht seine Autobiographie, die zum Bestseller wird. Doch sein Stern sinkt rapide - zu rockig und rebellisch für die Nashville-Welt, zu country-lastig für die Rock-Szene, fällt er in die Schublade der alternden Stars, die mit ihren betuchten Hits durch die Welt ziehen und ab und zu eine qualitativ hochwertige, vom Publikum weitgehend ignorierte Aufnahme veröffentlichen.
In den 80ern ist er auf U2s "Rattle and Hum" zu hören und nimmt einige Lieder aus Bruce Springsteens "Nebraska" auf, doch ist es erst in den neunziger Jahren, dass man wieder auf ihn aufmerksam wird, als Rock- und Hip Hop-Produzent Rick Rubin sich seiner annimmt und ihn von unnötigem Country-Ballast befreit. Das Ergebnis, "American Recordings" (1994) ist ein akustisches Meisterwerk, teils aus eigenem Material, teils aus gelungenen Coverversionen bestehend. Eine Formel, die das Duo 1996 nach einem Auftritt Cashs als Headliner beim Gladstonbury Festival mit "Unchained" fortsetzt. Im Sommer 2000 erscheint die 3CD-Retrospektive "Love God Murder"; der Sänger, 1997 an der Parkinsonfschen Krankheit erkrankt, schafft es auch, den dritten Teil der Trilogie mit Rick Rubin abzuschließen, der im Oktober 2000 mit dem Titel "American III: Solitary Man" erscheint und so etwas wie sein Vermächtnis darstellt.
Pünktlich zu seinem 70. Geburstag am 26. Februar 2002 erscheint dann eine Cash-Biographie von Franz Dobler über "die seltsame und schöne Welt der Country-Musik". Selbiger hat auch das Tribut-Album zusammengestellt, auf dem deutsche Indie-Bands der Legende ihre Verehrung aussprechen. In den USA erscheinen ebenfalls zwei Tribut-Alben, außerdem sind die Planungen für eine Lebensverflimung endlich im Gange. Einen schweren Schicksalsschlag erleidet der Country-Sänger im Jahr 2003: Am Abend des 15. Mai verstirbt Johnnys Ehefrau June Carter Cash im Alter von 73 Jahren im Baptist Hospital in Nashville an den Folgen einer Herzklappen-Operation.
Dennoch berichten Freunde des Musikers, dass Cash durchaus gewillt ist, mit Rubin ein weiteres Albumprojekt anzugehen. Im August muss er aufgrund seines Diabetes-Leidens jedoch wieder ins Krankenhaus in Nashville. Zwei Tage nach seiner Entlassung stirbt Cash am 12. September 2003 an den Folgen der Krankheit. Er wurde 71 Jahre alt.
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aus:
http://www.laut.de/wortlaut/artists/c/c ... /index.htm