Berlin

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Marion aus Ostfriesland
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Beitrag von Marion aus Ostfriesland »

Da muß ich die Stadt aber mal verteidigen. Wenn Berlin nun so wie Wien oder Hamburg oder Barcelona wäre, wäre es doch nicht Berlin! Vielleicht nicht die schönste Stadt, aber doch mit viel Flair. Ich mag sie, könnte da jedes Jahr hinfahren.:s13:
~Fat Bat

Beitrag von ~Fat Bat »

uli21 schrieb
Also jetzt einmal ohne deinen Text zu lesen (der mir etwas zu lang ist:s07:) - ich würde sagen, Berlin hat dir nicht wirklich gefallen, oder?!?!?!:s17:

- Aber keine Sorge, ich les ihn schon noch....
uli
Och, was heißt nicht gefallen... Bin sogar da geboren und war im Laufe meines Lebens in Abständen von vielleicht jeweils 10 - 12 Jahren immer mal wieder dort. Nur sind mir eben fiesmal etliche Dinge ganz besonders aufgefallen und da wollte ich keine rosa Tünche drüber kippen. Aber es ist schon wahr: meine Lieblingsstadt ist es nicht. Die ist z.Zt. Wien; das hat für mich nur einen einzigen Nachteil, es liegt nicht an der See ;-)
Fat Bat alias Christine Grüter
uli21
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Beitrag von uli21 »

Also jetzt einmal ohne deinen Text zu lesen (der mir etwas zu lang ist:s07:) - ich würde sagen, Berlin hat dir nicht wirklich gefallen, oder?!?!?!:s17:

- Aber keine Sorge, ich les ihn schon noch....
uli
Zuletzt geändert von uli21 am Dienstag 23. Januar 2007, 20:00, insgesamt 1-mal geändert.
Marion aus Ostfriesland
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Beitrag von Marion aus Ostfriesland »

:s06::s12::s12::s12::s21:
Ohne Worte oder auch"Text zu kurz".:s02:
sarah
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Beitrag von sarah »

Also das war voll krass, dieser Aufenthalt in Germania!!! Sorry,aber anders kann ich jene Stadt, in der ich unterwegs war, leider nicht mehr nennen - der Grund wird aus meiner Schilderung ersichtlich. Ich bin zwar nun schon seit einer Woche wieder in Emden, aber diese Woche brauchte ich auch, um mich einigermaßen zu erholen (mit dem Sortieren des fotografischen Materials, das ich mitgebracht habe, habe ich noch gar nicht angefangen).
Es ging schon gleich übel los: ausgerechnet am 28. Mai wurde der neue Hauptbahnhof von Germania eingeweiht, ausgerechnet am 28. Mai, halbwegs in der Nacht, kam auch ich an. Der Hbf ist eine größenwahnsinnige Konstruktion aus Stahl & Glas mit diversen Ebenen, Rolltreppen und rundum verglasten Aufzügen - der perfekte Alptraum für Leute mit Gleichgewichtsstörungen, Höhenangst und dergleichen. Aber okay, das brachte mich immerhin auf die Idee, nicht nur Stadtteilfotografie zu machen, sondern mich auch auf einer Art Survival-Trip zu begleiten, will heißen, mich selbst zu filmen, wo ich im Alltag unverhofft auf nahezu unüberwindbare Hindernisse treffen würde. Davon sollte ich in Germania genug finden...
Gleich am nächsten Vormittag wollte ich zu einer Anhörung wegen der beabsichtigten Verschärfungen des Sozialrechts in den Bundestag. Vor dem Reichtagsgebäude gab es eine Riesenschlange; ich wunderte mich zwar, wieviele - und vor allem was für merkwürdige (kurze Hosen, mit Freßpaketen ausstaffiert, etc.) - Leute zu dieser Anhörung wollten, war jedoch dusselig genug, mich brav an den Hintern der Schlange zu stellen. Allerdings ging es derart langsam voran, da ich nach ca. einer halben Stunde doch stutzig wurde, die Anhörung sollte nämlich gleich beginnen; also kriegte ich irgendwann die Schnüß auf und fragte die Umstehenden nach der Anhörung. Und was stellte sich heraus? Die ganze Schlange wollte da überhaupt nicht hin, die warteten alle auf Einlaß in die große Glaskuppel über dem Plenarsaal! Das wäre was geworden, wenn auch ich versehentlich dort gelandet wäre, nämlich der Höhenhorror in höchster Potenz... Ich machte, daß ich wegkam und begehrte kackdreist bei einem Seiteneigang Einlaß, was auch klappte (die Personenkontrolle erinnerte mich freilich an meine Zeiten bei der Bewährungshilfe, wenn ich Besuche in einem Knast der Sicherheitsstufe Eins machte). Die Anhörung selbst war ätzend: ausgerechnet die gepflegtesten Damen und Herren, jene, die auf mich den Eindruck machten, daß sie nie auch nur annähernd mit sowas wie materieller Not je konfrontiert waren, sprachen sich für die rigidesten und entwürdigendsten Kontrollmaßnahmen gegen Alg II-EmpfängerInnen aus; wir auf den billigen Plätzen (die Zuhörerschaft, Attacies, ver.di-Leute, Grundeinkommensbefürworter und all so'n "Kroppzeug") hatten natürlich keinerlei Mitspracherecht, wir konnten nur lauschen und staunen über soviel Ignoranz, Haß oder Hysterie. Immerhin nahmen an jener Anhörung aber auch zwei Personen mit Migrationshintergrund aktiv teil: ein Schwarzer und eine Asiatin - sie versorgten alle Anwesenden mit Kaffee und belegten Brötchen!
Wie ich nach Verlassen des Bundestages feststellen sollte, war ganz Germania auf die Fußball-WM eingestellt. Die Welt zu Gast bei Freunden... Überall hing diese Parole; sie dürfte aber nur für "Undeutsche" mit gut gefülltem Portemonnaie und einer korrekten Staatsbürgerschaft gelten. Im Internet wurden Dunkelhäutige schon vor gewissen Problembezirken mit neonazistischen Umtrieben gewarnt, vor sogenannten no-go-areas, und überhaupt dürfte es mit der weltweiten Freundschaft rasch vorbei sein, sollte nicht gerade ein beim besten Willen nicht von der Hand zu weisender Asylgrund vorliegen. Am Brandenburger Tor gab's einen riesigen begehbaren Fußball, nur noch die Quadriga guckte drüber weg; ich fotografierte diese Szenerie und taufte sie Ballerburger Tor (Ballerburg ist ein gehässiger Ausdruck für Psychiatrie). Weiter zum Protzdamer Platz. Wo Anfang der 90er eine Riesenbaustelle war, stehen jetzt Glas- & Stahlpaläste, die heiligen Hallen des Kommerz. Ach ja, unterwegs kam ich noch an einem PortaLoo vorbei, einem dieser blauen Klohäuschen, im Hintergrund war das Reichtagsgebäude zu sehen - noch 'n nettes Bildchen. Irgendwo in einer Cafeteria, ich hatte inzwischen Heißhunger, wollte ich was zu essen einwerfen; erst als ich bereits den größten Teil meiner Portion verschlungen hatte, bemerkte ich, was die Servierdamen trugen: Schürzen in Schwarz-Rot-Gold! Da wäre mir doch beinahe alles wieder aus dem Gesicht gefallen, aber egal, ich esse eh am liebsten indisch und schlug mir in den nächsten Tagen den Bauch entsprechend voll. Schwarz soll bei mir nur der Humor, Rot die Gesinnung und Gold allenfalls der Ring an meiner Pfote sein. Das war aber nicht der einzige Teutonenkitsch, den ich erblickte; die ganze Stadt ist voll davon, dazu überall einschlägige Fahnen und mancherlei Plakat, das tat, als sei den Deutschen der Pokal bereits sicher...
Die Straße des 17. Juni, normalerweise stark befahren, war und bleibt wegen der WM auf dem Abschnitt vom Ballerburger Tor bis zur Goldelse gesperrt. Keine Ahnung, was die da veranstalten wollen, jedenfalls wirkte die Leere geradezu surreal, Speers Prachtallee (es sollte eine der Achsen werden, die auf die geplante, aber von den Alliierten glücklicherweise verhinderte Riesenkuppel zu führt) und keiner drauf. Dadurch wurden die irrwitzigen Dimensionen, in denen das alles angelegt war, umso deutlicher. Da ich gerade bei Speer bin, seine klobigen Leuchten stehen noch und unbegreiflicherweise unter Denkmalschutz. Die Architektur der Macht, klotzig & einschüchternd. Sie begegnete mir auch bei einem Besuch des Flughafens Tempelhof, noch so ein Fascho-Bau, der dann jedoch im Zuge der Luftbrücke wenigstens seine positive Verwendung fand. Heute ist es ein lärmloser Flughafen, nahezu gespentisch, denn ich war ca. drei Stunden auf dem Gelände und habe weder Flugzeuge noch Menschen gesehen (nur einige wenige Passanten).Nein, ich glaube, die Fascho-Bauten haben ausgedient; die Musik spielt jetzt woanders - doch die Architektur der Einschüchterung ist keineswegs verschwunden. Sie zeigt sich heute in den vorhin schon erwähnten Stahl- & Glasbauten, deren gigantischen Dimensionen und vor allem deren Verwendungszweck: Banken, Büros, Business... Selbst das traditionsreiche Cafe Kranzler, früher ein markanter Punkt des Ku'damms wirkt nun absolut unscheinbar, weil sich nämlich gleich dahinter ein riesiger Glasbau mit der Aufschrift Fitness-Center auftürmt. Das sind die heutigen Kathedralen der Macht; sie wirken umso monströser, wenn man bedenkt, daß jeder sechste Haushalt in dieser Stadt von Sozialtransfers lebt. Kurzum, in Germania gibt es ein Zentrum, in dem ballen sich Macht und Wirtschaft, da wird unwahrscheinlich viel Geld hineingepumpt, da wird nur von einer bestimmten Schicht für eine bestimmte Schicht geplant. Alles andere wird in die unterschiedlichen Stadtteile abgedrängt. Keine andere Stadt - und ich habe etliche Megastädte live erlebt - macht solch einen geballten und zugleich zerfaserten Eindruck auf mich wie eben dieses Germania. Und keine hat mich je so fertig gemacht; es ist wie in diesem alten Song von Cole Porter: "Nichts haut mich um, aber du..."
FAT BAT alias Christine Grüter

...und hier ein paar böse Bildchen:

Ballerburger Tor
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Doitschkitsch
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Goldelse
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Kranzler
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Protzdamer Platz
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Regierungssitz
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Siegestöle
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Wirtschaftswunder
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Zuletzt geändert von sarah am Dienstag 23. Januar 2007, 18:10, insgesamt 1-mal geändert.
Rosenfee
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Beitrag von Rosenfee »

3 Tage Berlin. Um viel zu sehen, sind wir mit dem Zug nach Berlin gefahren und haben dort alle Wege mit den Doppeldecker-Bussen gemacht. Das war nicht immer (fast nie) die kürzeste Strecke, aber wir haben einige Stadtteile dadurch gesehen und erste Eindrücke gewonnen. Hauke und ich sind ja das erste Mal ICE gefahren. Zwischen Wolfsburg und Berlin ist eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, d.h. er fährt dort 250 kmh (wird immer angezeigt). Da kommt man ja überhaupt nicht hinter! Ich dachte, die Landschaft flöge nur so vorbei, ist aber nix anders als bei 150 kmh. Der Zug ist nur extrem leise und gut klimatisiert = kalt!

Unser Hotel war in Wilmersdorf, 5 Geh-Minuten vom Kudamm entfernt. Am ersten Tag sind wir zum Potsdamer Platz gefahren und haben uns erstmal nach der Kinderführung in der Ausstellung "Ägyptens versunkene Schätze" (unser eigentlicher Grund für die Berlin-Reise) erkundigt. Die ging um 16.00 h los. Wir hatten bis dahin noch 3 Stunden Zeit. Wir konnten uns also in Ruhe das Sony-Center und die Potsdamer Arkaden (ein Einkaufscenter) ansehen. Außerdem gibts dort noch Mauerreste und Grenztürme. Da wir Bekannte in Thüringen haben und sie auch zu DDR-Zeiten besuchten, konnte Hauke so einiges an Deutscher Geschichte von uns lernen.
Das Sony-Center ist ein großer halbüberdachter Platz mit rundherum Kinos, Restaurants und Bürohäusern, nur aus Stahl und Glas. Ist schon sehr imposant.
Links im Bild das "Zeltdach" ist das Sony-Center, die Gebäude stehen in der Umgebung des Potsdamer Platzes (vom Techn. Museumsdach fotografiert)

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In den Arkaden haben wir etwas gegessen und sind dann zum Martin-Goupius-Bau zurückgegangen, um Karten für die Führung/Ausstellung zu kaufen. Da bis 16.00h noch Zeit war (wir kommen immer seeehr pünktlich:D), haben wir die Ausstellung schon mal angesehen. Es ist gigantisch, was sie dort aufgebaut haben! Manche ausgegrabenen Funde sehen aus wie neu, z.B. eine Tafel mit Hieroglyphen. Sie sieht wie gerade eben gemeißelt aus. 3 riesen Statuen, fast vollständig erhalten, ca. 11 m hoch, alles aus dem Meer geborgen. Nachher bei der Führung hat die Dame erklärt, dass die Ausgrabungsstätte 8 km vor der ägyptischen Küste liegt. Es wurden dort vollständige gepflasterte Straßen und Marktplätze der Stadt Heraklion gefunden. Es wird aber lange nicht alles gehoben, da die Fundstücke für 1 Jahr in Süßwasser gelagert werden müssen, um sie vor dem Verfall zu retten. Das wäre viel zu aufwendig und kostenintensiv. Die Funde werden vermessen und fotografiert und eben ganz besondere Sachen auch gehoben. Der Besuch der Ausstellung hat sich wirklich gelohnt. Man durfte dort leider nicht fotografieren.

Am nächsten Tag war Schietwetter. Also haben wir uns wieder in den Bus gesetzt und sind zum Technischen Museum gefahren. Wir kannten es schon vom letzten Besuch vor vier Jahren. Dort sind Dampfloks ausgestellt, alte Webstühle, alte Druckpressen, Textilmaschinen, der 1. Computer und und und. Neu für uns war der Anbau mit den Abteilungen Schifffahrt und Luftfahrt. Total interessant aufgebaut. Es liefen an vielen Exponaten kleine Infofilme. Einiges kann man selber ausprobieren, z.B. mit einer Windmaschine ein Segelboot lenken, Zugkraft von Schiffsschraube und Schaufelrad testen. Hauke durfte in einem Segelschulflugzeug erste Steuerversuche machen. Das Flugzeug war lose aufgehängt und wurde bei diesen Versuchen durch eine Windmaschine in Bewegung versetzt.
Hier einige Bilder: Ein Schiff aus Gewürznelken gebaut

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Eine Druckplatte

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Nach alter Art gefilzte Hüte

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Dem Museum angeschlossen ist das Spektrum, ein Museum zum Mitmachen und Anfassen. In den Bereichen Elektrik, Akkustik, Optik, Solartechnik, Wärmetechnik, Radioaktivität gab es jede Menge Stationen zum Selberausprobieren. Wenn Ihr die Phänomenta in Flensburg kennt, habt Ihr einen Vergleich hierzu. Insgesamt waren wir 7 Stunden im Techn. Museum.
Abends zum Abendessen sind wir dann über den Kudamm gebummelt, Schaufenster kucken:D
Am 3. Tag haben wir die Koffer zum Hauptbahnhof gebracht und uns diesen genauer angesehen. Irre! 7 Geschosse hat das Ding: 2 Untergeschosse für U-Bahnen, S-Bahnen und Regionalzüge. Erdgeschoss ist Shopping Mall, im 1. Obergeschoss wieder Laden and Laden und Gepäckaufbewahrung, im 2. Obergeschoss die Gleise für den Fernverkehr und im 3. und 4. Obergeschoss Büros. Das Ganze ist aus Stahl und Glas konstruiert. 6 gläserne Fahrstühle und ich weiß nicht wieviele Rolltreppen befördern eine unübersehbare Menschenmenge von einem Geschoss ins nächste. Es ist aber bestens ausgeschildert.

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Dann gabs für uns noch das Berlin-Pflichtprogramm: Reichstag, Bundestag, Bundesrat, Brandenburger Tor, Unter den Linden, Russische Botschaft, Englische Botschaft, Amerikanische Botschaft, Friedrichstraße. Und dann konnten wir nicht mehr laufen!!!!
Im Regierungsviertel

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Es waren drei schöne Tage, aber es ist auch genug. Weitere Sehenswürdigkeiten müssen bis zum nächsten Berlin-Besuch warten.

LG Rosenfee
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