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LIED DER LIEBE
[Zweite Fassung]
Engelfreuden ahndend, wallen
Wir hinaus auf Gottes Flur,
Daß von Jubel widerhallen
Höhn und Tiefen der Natur.
Heute soll kein Auge trübe,
Sorge nicht hienieden sein,
Jedes Wesen soll der Liebe
Frei und froh, wie wir, sich weihn!
Singt den Jubel, Schwestern, Brüder,
Fest geschlungen, Hand in Hand!
Hand in Hand das Lied der Lieder,
Selig an der Liebe Band!
Steigt hinauf am Rebenhügel,
Blickt hinab ins Schattental!
Überall der Liebe Flügel,
Hold und herrlich überall!
Liebe lehrt das Lüftchen kosen
Mit den Blumen auf der Au,
Lockt zu jungen Frühlingsrosen
Aus der Wolke Morgentau,
Liebe ziehet Well an Welle
Freundlich murmelnd näher hin,
Leitet aus der Kluft die Quelle
Sanft hinab ins Wiesengrün.
Berge knüpft mit ehrner Kette
Liebe an das Firmament,
Donner ruft sie an die Stätte,
Wo der Sand die Pflanze brennt.
Um die hehre Sonne leitet
Sie die treuen Sterne her,
Folgsam ihrem Winke gleitet
Jeder Strom ins weite Meer.
Liebe wallt durch Ozeane,
Durch der dürren Wüste Sand,
Blutet an der Schlachtenfahne,
Steigt hinab ins Totenland!
Liebe trümmert Felsen nieder,
Zaubert Paradiese hin,
Schaffet Erd und Himmel wieder
Göttlich, wie im Anbeginn.
Liebe schwingt den Seraphsflügel,
Wo der Gott der Götter thront,
Lohnt die Trän am Felsenhügel,
Wann der Richter einst belohnt,
Wann die Königsstühle trümmern,
Hin ist jede Scheidewand,
Biedre Herzen heller schimmern,
Reiner, denn der Krone Tand.
Laßt die Scheidestunde schlagen,
Laßt des Würgers Flügel wehn!
Brüder, drüben wird es tagen!
Schwestern, dort ist Wiedersehn!
Jauchzt dem heiligsten der Triebe,
Den der Gott der Götter gab,
Brüder, Schwestern, jauchzt der Liebe,
Sie besieget Zeit und Grab!
[Zweite Fassung]
Engelfreuden ahndend, wallen
Wir hinaus auf Gottes Flur,
Daß von Jubel widerhallen
Höhn und Tiefen der Natur.
Heute soll kein Auge trübe,
Sorge nicht hienieden sein,
Jedes Wesen soll der Liebe
Frei und froh, wie wir, sich weihn!
Singt den Jubel, Schwestern, Brüder,
Fest geschlungen, Hand in Hand!
Hand in Hand das Lied der Lieder,
Selig an der Liebe Band!
Steigt hinauf am Rebenhügel,
Blickt hinab ins Schattental!
Überall der Liebe Flügel,
Hold und herrlich überall!
Liebe lehrt das Lüftchen kosen
Mit den Blumen auf der Au,
Lockt zu jungen Frühlingsrosen
Aus der Wolke Morgentau,
Liebe ziehet Well an Welle
Freundlich murmelnd näher hin,
Leitet aus der Kluft die Quelle
Sanft hinab ins Wiesengrün.
Berge knüpft mit ehrner Kette
Liebe an das Firmament,
Donner ruft sie an die Stätte,
Wo der Sand die Pflanze brennt.
Um die hehre Sonne leitet
Sie die treuen Sterne her,
Folgsam ihrem Winke gleitet
Jeder Strom ins weite Meer.
Liebe wallt durch Ozeane,
Durch der dürren Wüste Sand,
Blutet an der Schlachtenfahne,
Steigt hinab ins Totenland!
Liebe trümmert Felsen nieder,
Zaubert Paradiese hin,
Schaffet Erd und Himmel wieder
Göttlich, wie im Anbeginn.
Liebe schwingt den Seraphsflügel,
Wo der Gott der Götter thront,
Lohnt die Trän am Felsenhügel,
Wann der Richter einst belohnt,
Wann die Königsstühle trümmern,
Hin ist jede Scheidewand,
Biedre Herzen heller schimmern,
Reiner, denn der Krone Tand.
Laßt die Scheidestunde schlagen,
Laßt des Würgers Flügel wehn!
Brüder, drüben wird es tagen!
Schwestern, dort ist Wiedersehn!
Jauchzt dem heiligsten der Triebe,
Den der Gott der Götter gab,
Brüder, Schwestern, jauchzt der Liebe,
Sie besieget Zeit und Grab!
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Die Weidenkätzchen
Kätzchen Ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O Ihr Silberkätzchen,
sagt mir doch, Ihr Schätzchen,
sagt, woher Ihr stammt.
Wollen’s gern Dir sagen:
Wir sind ausgeschlagen
Aus dem Weidenbaum,
haben Winterüber
drin geschlafen, Lieber,
in tieftiefem Traum.
In dem dürren Baume
In tieftiefem Träume
Habt geschlafen Ihr?
In dem Holz, dem harten
War, Ihr weichen, zarten,
Euer Nachtquartier?
Mußt Dich recht besinnen:
Was da träumte drinnen,
waren wir noch nicht,
wie wir jetzt im Kleide
blühn von Samt und Seide
hell im Sonnenlicht.
Nur als wie Gedanken
lagen wir im schlanken
grauen Baumgeäst;
unsichtbare Geister,
die der Weltbaumeister
dort verweilen lässt.
Kätzchen Ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O Ihr Silberkätzchen,
ja, nun weiß, Ihr Schätzchen,
ich, woher Ihr stammt.
Christian Morgenstern (1871 bis 1914)
Kätzchen Ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O Ihr Silberkätzchen,
sagt mir doch, Ihr Schätzchen,
sagt, woher Ihr stammt.
Wollen’s gern Dir sagen:
Wir sind ausgeschlagen
Aus dem Weidenbaum,
haben Winterüber
drin geschlafen, Lieber,
in tieftiefem Traum.
In dem dürren Baume
In tieftiefem Träume
Habt geschlafen Ihr?
In dem Holz, dem harten
War, Ihr weichen, zarten,
Euer Nachtquartier?
Mußt Dich recht besinnen:
Was da träumte drinnen,
waren wir noch nicht,
wie wir jetzt im Kleide
blühn von Samt und Seide
hell im Sonnenlicht.
Nur als wie Gedanken
lagen wir im schlanken
grauen Baumgeäst;
unsichtbare Geister,
die der Weltbaumeister
dort verweilen lässt.
Kätzchen Ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O Ihr Silberkätzchen,
ja, nun weiß, Ihr Schätzchen,
ich, woher Ihr stammt.
Christian Morgenstern (1871 bis 1914)
januar.........
Zuletzt geändert von sarah am Dienstag 18. Januar 2005, 17:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Heute habe ich das Abendrot in Ostfriesland geknipst: Klick
Das ganze hat sich innerhalb von ein paar Minuten abgespielt.:s19:
Das ganze hat sich innerhalb von ein paar Minuten abgespielt.:s19:
...ich fotografiere ja auch manchmal vögel.........allerdings: eher schräge vögel!:s12: hier ein resultat meiner heutigen foto-session:
Zuletzt geändert von sarah am Montag 10. Januar 2005, 00:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Im neuen Jahr ein neues Hoffen,
die Erde wird noch immer grün;
auch dieser März bringt Lerchenlieder,
auch dieser Mai bringt Rosen wieder,
auch dieses Jahr läßt Freuden blühn.
Karl Gerok (1815 - 1890)
die Erde wird noch immer grün;
auch dieser März bringt Lerchenlieder,
auch dieser Mai bringt Rosen wieder,
auch dieses Jahr läßt Freuden blühn.
Karl Gerok (1815 - 1890)
Zuletzt geändert von Heckenbraunelle am Dienstag 4. Januar 2005, 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
Rezept des Jahres
Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile, so daß der Vorrat für ein ganzes Jahr reicht. Nun wird jeder Tag einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und zwei Teilen Frohsinn und Humor. Danach füge man drei gehäufte Eßlöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und Takt. Jetzt wird noch alles reichlich und mit viel Liebe übergossen. Das fertige Gericht empfiehlt sich jetzt noch mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten zu schmücken und serviere es dann täglich mit Heiterkeit und mit einer guten, erquickenden Tasse Tee...
Catharina Elisabeth Goethe
Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile, so daß der Vorrat für ein ganzes Jahr reicht. Nun wird jeder Tag einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und zwei Teilen Frohsinn und Humor. Danach füge man drei gehäufte Eßlöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und Takt. Jetzt wird noch alles reichlich und mit viel Liebe übergossen. Das fertige Gericht empfiehlt sich jetzt noch mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten zu schmücken und serviere es dann täglich mit Heiterkeit und mit einer guten, erquickenden Tasse Tee...
Catharina Elisabeth Goethe
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zum jahreswechsel
ernst war das jahr, das nun geendet,
ernst ist das jahr, das nun beginnt.
dass sich die Welt zum bess'ren wendet
sei, mensch, zum besseren gesinnt.
bedenk: das schicksal aller welt
ist mit in deine macht gestellt,
und auch das kleinste in der zeit
ist bild und keim der ewigkeit.
friedrich freiherr von logau (1604 - 1655),
ernst war das jahr, das nun geendet,
ernst ist das jahr, das nun beginnt.
dass sich die Welt zum bess'ren wendet
sei, mensch, zum besseren gesinnt.
bedenk: das schicksal aller welt
ist mit in deine macht gestellt,
und auch das kleinste in der zeit
ist bild und keim der ewigkeit.
friedrich freiherr von logau (1604 - 1655),
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Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute mal bei dem Stummen verweilt,
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn der Leise laut wird und der Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist, darauf zu,
dann, ja dann
fängt Weihnachten an.
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute mal bei dem Stummen verweilt,
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn der Leise laut wird und der Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist, darauf zu,
dann, ja dann
fängt Weihnachten an.
aus dem fenster schauen und es IMMER schön zu finden....DAS ist für mich ostfriesland! ob sommer oder winter....
Zuletzt geändert von sarah am Dienstag 21. Dezember 2004, 08:33, insgesamt 1-mal geändert.