Texte & Bilder II

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sarah
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Beitrag von sarah »

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wolkentanz
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Beitrag von wolkentanz »

Mit einer klaren Vision ohne die Details
verbindlich buchstabieren zu können
warten wir auf den Augenblick
wo Träume wahr werden.
Man sollte der Versuchung widerstehen
voreilig zur Beliebigkeit zu greifen,
ohne diesen besonderen Glanz in den Augen.
Herz und Bauch
müssen die gleiche Melodie spielen
sonst wäre es nur eine Handlung der Verlegenheit
die wir spätestens dann bereuen,
wenn wir nicht nur uns selbst enttäuschen
Denn es ist ein Unterschied
ob etwas passt oder in eine Form gezwängt wird.
Wie man es auch dreht und wendet
wirkliches Glück spiegelt sich nur in den Augen
wenn wir die innere Übereinstimmung spüren


….und erst dann wenn wir den Moment erfahren
begegnet uns die Erkenntnis


© hermann manot , 2013
sarah
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Beitrag von sarah »

Blaue Hortensie

So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.


Rainer Maria Rilke, Juli 1906, Paris
sarah
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Beitrag von sarah »

Blaue Hortensie

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dieses bild ist ein teil des hortensien-triptychons, es ist die linke seite davon. das ganze schaut so aus:

BLAUE HORTENSIE von Rainer Maria Rilke

hier das gedicht:
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Ginny
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Beitrag von Ginny »

"Wenn der Sommer sich verkündet,
Rosenknospe sich entzündet"

Johann Wolfgang von Goethe


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sarah
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Beitrag von sarah »

Zeit mit Rosen

Ich würde die Zeit mit Rosen zudecken,
damit sie sich nicht erinnert,
eine Rose - anders - mit seltsamem Zauber
über jede einsame Stunde
aus Gold oder Schatten -
linderndes Vergessen für traurige Erinnerungen,
die wie göttliche Kletterrosen,
dunkelrote, weiße,
der Vergangenheit keinen Platz lassen.

Juan Ramon Jimenez

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Heckenbraunelle
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Beitrag von Heckenbraunelle »

An Neuffer

Noch kehrt in mich der süße Frühling wieder,
Noch altert nicht mein kindischfröhlich Herz,
Noch rinnt vom Auge mir der Tau der Liebe nieder
Noch lebt in mir der Hoffnung Lust und Schmerz.

Noch tröstet mich mit süßer Augenweide
Der blaue Himmel und die grüne Flur,
Mir reicht die Göttliche den Taumelkelch der Freude,
Die jugendliche freundliche Natur.

Getrost! es ist der Schmerzen wert, dies Leben,
So lang uns Armen Gottes Sonne scheint,
Und Bilder bessrer Zeit um unsre Seele schweben,
Und ach! mit uns ein freundlich Auge weint.

- Hölderlin -


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Heckenbraunelle
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Beitrag von Heckenbraunelle »

Vorfrühling

Sieh da: Die Weide schon im Silberpelz,
Die Birken glänzen, ob auch ohne Laub,
In einem Lichte, das wie Frühling ist.
Der blaue Himmel zeigt türkisenblau
Ganz schmale Streifen, und ich weiß, das ist
Des jungen Jahres erster Farbenklang,
Die ferne Flöte der Beruhigung:
Die Liebe hat die Flügel schon gespannt,
Sie naht gelassenen Flügels himmelher,
Bald wird die Erde bräutlich heiter sein.

Nun Herz, sei wach und halte dich bereit
Dem holden Gaste, der mit Blumen kommt
Und Liebe atmet, wie die Blume Duft.
Sei wach und glaube: Liebe kommt zu dir,
Wenn du nur recht ergeben und getrost
Dich auftust wie ein Frühlingsblumenkelch.

Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Kris
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Beitrag von Kris »

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Kris
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Beitrag von Kris »

Ach, blick ich aus dem Fenster grad,
So trübe dräut´s da draußen.
Der Nebel deckt die Hügel fad,
Soll´s etwa Weihnacht heißen?

Hier drinnen doch ist´s wohlig nett,
Im Ofen brät die Pute.
Sie schmurgelt dort in ihrem Fett,
Gar köstlich duft`die Gute.

So wurde uns in letzter Zeit
Vom Guten wie vom Schlechten,
Von jedem etwas zubereit`
Wer will darüber rechten?

Im neuen Jahr erwarten wir:
Wird´s gehn wie hier dem Braten.
Mal schlecht: seht her, das tote Tier!
Mal gut: ein Weihnachtsbraten!

Verfasser N.V. 2012
Ginny
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Beitrag von Ginny »

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Marion aus Ostfriesland
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Beitrag von Marion aus Ostfriesland »

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Colorkey
sarah
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Beitrag von sarah »

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"Ich muss mir ein paar getönte Tinten kaufen - lavendelfarben, rosa, lila - um meine Bedeutungen zu erhöhen. Ich merke, dass ich Dir einige falsche Bedeutungen vermittelt habe, als ich nur schwarze Tinte benutzte."

Virginia Woolf an Vita Sackville-West
19. Januar 1941



sarah
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Beitrag von sarah »

goldener oktober...........

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Kris
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Beitrag von Kris »

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -:

Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken

und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.


Rainer Maria Rilke, 22.9.1899, Berlin-Schmargendorf
sarah
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Beitrag von sarah »

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Ein reizendes Wesen


Ein reizendes Wesen,

kaum geformt oder gar gestaltet,

eine zarte Rose,

gehüllt in all ihre süßesten Blätter.

Lord Georges Byron (1788-1824)

Rose: Paul Noël
Zuletzt geändert von sarah am Mittwoch 3. Oktober 2012, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
Marion aus Ostfriesland
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Beitrag von Marion aus Ostfriesland »

Erstaunlich, welche Wege das Schwitzwasser im Gewächshaus so nimmt...
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Heckenbraunelle
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Beitrag von Heckenbraunelle »

Gedanken über der Zeit

Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit;
so wißt, ihr Menschen, nicht von und in was ihr seid.
Diß wißt ihr, daß ihr seid in einer Zeit geboren
und daß ihr werdet auch in einer Zeit verloren.
Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?
Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?
Die Zeit ist was und nichts, der Mensch in gleichem Falle,
doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle.
Die Zeit, die stirbt in sich und zeugt sich auch aus sich.
Diß kömmt aus mir und dir, von dem du bist und ich.
Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen,
doch aber muß der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.
Die Zeit ist, was ihr seid, und ihr seid, was die Zeit,
nur daß ihr wenger noch, als was die Zeit ist, seid.
Ach daß doch jene Zeit, die ohne Zeit ist, käme
und uns aus dieser Zeit in ihre Zeiten nähme,
und aus uns selbsten uns, daß wir gleich könten sein,
wie der itzt jener Zeit, die keine Zeit geht ein!

(Paul Fleming, 1609-1640)
Heckenbraunelle
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Beitrag von Heckenbraunelle »

An die Sonne

Sonne, brich doch durch die Wolken!
Lass uns doch den hellen Himmel
Lass uns deine Strahlen sehen!
Haben denn die dicken Dünste
Dich nicht lang genug verdunkelt?
Hat es nicht genug geregnet?
Sieh, die Fluren stehn voll Wasser,
Und es ist für deine Strahlen,
Viel zu trocknen, viel zu trinken!
Sonne, lass die düstern Wolken
Schnell vor deinen Strahlen fliehen;
Aber, wenn sie, statt des Wassers,
Wein herunter schütten wollen,
Solchen Wein, wie ich itzt trinke,
O so lass die Wolken regnen!

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)
Zuletzt geändert von Heckenbraunelle am Freitag 20. Juli 2012, 09:58, insgesamt 1-mal geändert.
Heckenbraunelle
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Beitrag von Heckenbraunelle »

Leben ist nicht genug,
sagte der Schmetterling.

Sonnenschein, Freiheit und eine Blume
gehören auch dazu.

- Hans Chr. Andersen -
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